Die vierte Kolumne des Herrn Botschafters GENG Wenbing in der «Weltwoche»
2019-07-15 21:35
Am 19.06.2019 erschien in der «Weltwoche», einer renommierten schweizerischen Zeitschrift, der vierte Kolumnebeitrag des Herrn Botschafters GENG mit dem Titel «Handel: Entschlossen gegen Protektionismus». Im Folgenden findet sich der vollständige Text:

Ab dem 10.05 hob die US-amerikanische Regierung ungeachtet des Konsenses auf grundlegenden Prinzipien, die man während mehrerer Verhandlungsrunden erzielt hatte, die 10%-tigen Zölle auf der 200 Mrd. $ chinesische Exportwaren in die USA auf 25% auf und liess mit ihrer unilateralen Handlung den Handelskrieg zwischen China und den USA erneut eskalieren. Als Antwort auf ein derartiges hegemoniales Verhalten der USA möchte China seine Standpunkte wie folgt darlegen:

Erstens ist klar zu stellen, dass mit höheren oder neuen Zöllen kein Problem gelöst werden kann. Die beste und einzige Option,um Konflikte beizulegen, ist die Kooperation. Die Vereinigten Staaten allerdings beharren auf ihrem Weg, durch einseitige Aktionen einen Handelskrieg zu provozieren. So wichen sie sich immer wieder von den getroffenen Vereinbarungen ab, als China voller Aufrichtigkeit in die Verhandlungsrunden kam, und griffen zu Zöllen. China will keinen Handelskrieg, aber wir haben keine Angst zu kämpfen, sollte er dennoch ausbrechen. Unser land wird sich keinerlei externem Druck beugen, denn wir, das chinesische Volk, sind entschlossen und imstande, unsere legitimen Rechte und Interessen zu verteidigen. 

Zweitens ist die geläufigste Behauptung der Vereinigten Staaten, sie hätten unter enormem Defizit im Handel mit China zu leiden, unseres Erachtens weder objektiv noch empirisch zutreffend.Die Entwicklung des chinesisch-amerikanischen Handels beruht auf den bestehenden Unterschieden in komparativen und wettbewerbsbezogenen Stärken sowie dem freiwilligen Verhaltens der Marktteilnehmer--seien sie Produzenten oder Konsumenten.  China erzielt im Güterhandel mit den Vereinigten Staaten einen Überschuss, aber nicht in der Art und Weise, wie die US-amerikanische Regierung dies überspitzt ausmalt. Denn die US-Behörden wenden unausgewogene statistische Verfahren an, die wichtige Faktoren vernachlässigen, wie etws den Umstand, dass Dienstleistungshandels und grenzüberschreitende Investitionen substitutiv sind zum Güterhandel,oder die Beschränkungen  für Hightech-Exporte nach China etc. «Wenn Dein einziges Werkzeug ein Hammer ist, wirst Du jedes Problem als Nagel betrachten.» Mit diesen Worten von Mark Twin lässt sich das hegenomiale Verhalten der Vereinigten Staaten haargenau beschreiben.

Drittens werden China und die Vereinigten Staaten, die zwei grössten Volkswirtschaften der Welt, beide von einer Kooperation profitieren,im Fall der Konfrontation beide leiden. Es gibt etliche multinationale Konzerne aus den Vereinigten Staaten, die stark von den Umsätzen auf dem chinesischen Markt abhängig sind und daher einen hohen Gewinnanteil in China erwirtschaften. Beispiesweise machen die Gewinne von Qualcomm in China 65% seiner globalen Gewinne aus, bei Broadcomm sind 55%, auch Starbucks, Coach und weitere US-Unternehmen machen in China hohe Gewinne.Sollten beide Länder Zölle voll in die Höhe schrauben, würden die Wertschöpfungskette der Industrie und damit die Aussicht auf Gewinne der betroffenen Unternehmen anfällig auf grösseren Schwankungen. Laut der Schätzung der «Tariffs Hurt the Heartland», einer von mehr als 150 amerikanischen Handelsverbänden ausgetragene Kampagne, würde eine Anhebung der Zölle auf 25% knapp 1 Million Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten kosten und die Turbulenzen auf den Finanzmärkten verschärfen.

Viertens üben die US-amerikanischen protektionistischen Massnahmen zwar einen gewissen Einfluss auf die chinesische Wirtschaft aus, aber sie können China nicht an rasanten Entwicklungen hindern. Im ersten Quartal 2019 gewinnt das wirtschaftliche Wachstum Chinas wieder an Stabilität und zeigt darüber hinaus eine positive Dynamik. Das BIP wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 6.4% und übertraf alle Erwartungen. Ebenfalls zeichnet sich der Aussenhandel eine positive Entwicklung ab: In den ersten vier Monaten stieg das Export- und Importvolumen gegenüber dem Vorjahr um 4.3%. In jeder Ecke der Welt finden wir Handelspartner, und wir sind auch bereit, Entwicklungsdividende mit anderen Ländern zu teilen, so dass eine Win-Win-Situation erreicht werden kann.

Fünftens wird der Handelskrieg das allgemeine Vertrauen in die Weltwirtschaft schwächen und der ganzen Welt Schaden zufügen, wie ein chinesisches Proverb besagt: «Bricht ein Brand am Stadttor aus, dann werden die Fische im Teich daneben auch mitleiden.» Die unschuldigen Zuschauer werden also rücksichtslos in das Unglück anderer hineingezogen werden. Es entspricht den gemeinsamen Wünschen und Interessen der meisten Länder, am Multilateralismus festzuhalten, gegen den Unilateralismus zu kämpfen, die offene Weltwirtschaft sowie den Freihandel aufrechtzuerhalten. Auf Liberalisierung und Vereinfachung des Handels zu bestehen ist für die Entwicklung der Weltwirtschaft und des Wohlergehens der Völker von besonderer Bedeutung. Wir sind davon überzeugt, dass es der internationalen Gemeinschaft gelingen wird, solange sie sich fest und solidarisch an den Zeitgeist der Offenheit und Integration hält und gegen den Protektionismus kämpft, die Schatten des Handelskrieges zu beseitigen und eine helle Zukunft für die Weltwirtschaft und den Welthandel einzuleiten.

Der Entwicklungspfad, den die Volksrepublik China seit ihrer Gründung vor 70 Jahren zurückgelegt hat, war nie von Vorneherein geebnet oder frei von Hindernissen. Wir mussten und müssen uns durch Disteln und Dornensträucher unseren Weg bahnen. Heutzutage ist das Land viel besser gewappnet, um jeglichen Herausforderungen und Risiken entgegenzutreten. China hat also keine Angst vor einem Handelskrieg. Wir sind aber auch bereit, Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten unter der Voraussetzung des gegenseitigen Respekts und der Gleichberechtigung wieder aufzunehmen. China wird eine umfassende Öffnungspolitik vorantreiben, ein stabiles, faires, transparentes und übersichtliches Geschäftsumfeld für ausländische Investoren sowie Geschäftsleute schaffen, und sich weiterhin für das Freihandelssystem einsetzen. «Die chinesische Wirtschaft ist wie ein offenes Meer, aber kein kleiner Teich. Ein heftiger Sturm kann wohl einen Teich dem Erdboden gleich machen, aber ist ohnmächtig vor dem Meer. Das Meer bleibt am Ende immer noch bestehen.»


 

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